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1. Kämpfen nordkoreanische Soldaten in der Ukraine?

Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum ersten Mal behauptete, nordkoreanische Soldaten würden die russischen Truppen im Krieg gegen sein Land unterstützen, wollte ich das zunächst gar nicht glauben. Klar, es gibt freundliche Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea. Aber gehen die so weit, dass man gleich Truppenhilfe leistet? Und ist Nordkorea nicht dafür bekannt, niemanden aus dem Land zu lassen?
Nun, es sieht so aus, als ob Selenskyj sich nicht geirrt hat. Die Nato warnte heute ebenfalls vor der Beteiligung nordkoreanischer Truppen im Ukrainekrieg. Nach Erkenntnissen des südkoreanischen Geheimdienstes sind bereits 1500 Nordkoreaner in Russland, um sich auf einen Einsatz in der Ukraine vorzubereiten. Insgesamt sollen rund 12.000 Soldaten zur Unterstützung geschickt werden, auch Spezialeinheiten.
Ich habe meinen Kollegen Alexander Kauschanski gefragt, wieso das große Russland die Unterstützung des kleinen Staates überhaupt braucht. »Der Kreml will zwar immer mehr Soldaten an die Front schicken, die eigene Bevölkerung aber nicht zum Kriegsdienst zwingen«, sagt Alexander. »Soldaten aus Nordkorea könnten einen Beitrag dazu leisten, die Verluste in den russischen Streitkräften ausgleichen.« Nordkorea profitiere ebenfalls von der unheiligen Allianz: »Es verfügt über eine der größten Armeen der Welt. Doch den Truppen fehlt es an Kampferfahrung.«
Lesen Sie hier mehr: Nato warnt Nordkorea vor Truppenhilfe für Russland
2. Wer trauert um Fethullah Gülen?
Er galt als Erzfeind des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, lebte jahrelang im Exil in den USA: Fethullah Gülen, mutmaßlicher Drahtzieher des Putschversuchs in der Türkei 2016, ist gestern Abend gestorben, in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Pennsylvania. Er wurde 83 Jahre alt.
Erdoğan hält ihn für den Drahtzieher des Putschversuchs von 2016 in der Türkei. Gülen, der bis zum öffentlichen Bruch 2013 mit Erdoğan verbündet war, hatte seine Beteiligung stets abgestritten. Bei dem Aufstand starben mehr als 250 Menschen, mehr als 2000 wurden verletzt. Erdoğan rief anschließend einen Ausnahmezustand aus, der erst 2018 endete. Im Zuge dessen ging die türkische Regierung gegen mutmaßliche Putschisten und Anhänger von Gülens Bewegung vor. Per Dekret wurden mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen und Zehntausende Menschen verhaftet.
Mein Kollege Maximilian Popp hat sich in der Vergangenheit immer wieder mit Gülen und seiner Anhängerschaft beschäftigt. Er sagt: »Kaum jemand in der Türkei zweifelt daran, dass seine Gemeinde für den Putschversuch 2016 verantwortlich war. In der Türkei hatte Gülen zuletzt nur noch wenige Freunde.« Selbst Erdoğans Gegner lasse sein Tod weitgehend kalt. »Sie werfen ihm vor, die Regierung über Jahre hinweg im Kampf gegen liberale, säkulare Kräfte unterstützt zu haben, ehe er sich mit Erdoğan überworfen hat.«
Lesen Sie hier mehr: Erdoğan-Gegner Fethullah Gülen ist tot
3. Wie war das noch mal mit der Coronaimpfung?
Herbstzeit ist Grippe- und inzwischen auch Coronaviruszeit. Meine Eltern haben mich erst gestern gefragt, ob ich schon gegen Grippe geimpft bin. Bin ich noch nicht, habe ich aber vor, Ehrenwort. Bei der Grippeimpfung ist bekannt, dass man sie jedes Jahr auffrischen muss, weil sich die Viren verändern. Und wie ist es mit der Coronaimpfung, habe ich überlegt. Und als könnte sie meine Gedanken lesen, hat meine Kollegin Nina Weber genau darüber einen Artikel geschrieben. Die etwas verkürzte Antwort: Alle Risikogruppen sollten sich impfen lassen, mit einer Einschränkung: Wer »immungesund« ist und im Laufe des Jahres schon eine Coronainfektion hatte, braucht keine Auffrischung.
Nun ist Covid-19 vor allem für Kinder in der Regel ungefährlich, die Verläufe oft mild. Das stellt Eltern vor ein moralisches Dilemma: Soll ich mein Kind in die Schule oder den Kindergarten schicken, obwohl es einen positiven Coronatest hat? Meine Kollegin Miriam Olbrisch beantwortet hier all diese Fragen. Tatsächlich sind keine Schutzmaßnahmen mehr vorgeschrieben, viele Kinderärztinnen und Kinderärzte testen gar nicht mehr. Vielmehr ist es so: Wer über Halsschmerzen oder Husten klagt, wer Fieber hat, bleibt zu Hause – wie auch bei jeder anderen Infektion.
Lesen Sie hier mehr: Was Sie jetzt über die Auffrischimpfung wissen müssen
Was heute sonst noch wichtig ist
Neues Marine-Hauptquartier der Nato soll russischen Einfluss in der Ostsee eindämmen: Die Ostsee ist für ihre Anrainer wirtschaftlich und militärisch von zentraler Bedeutung. Russland habe sie im Visier, so Verteidigungsminister Pistorius, der in Rostock ein neues Nato-Kommandozentrum eröffnet hat.
Vietnam bekommt vierten Präsidenten innerhalb von zwei Jahren: Der Armeegeneral Luong Cuong ist Vietnams neues Staatsoberhaupt. In der jüngeren Vergangenheit mussten zwei Präsidenten wegen Korruptionsskandalen zurücktreten.
Staat fördert Verbrenner-Firmenwagen mit 13,7 Milliarden Euro pro Jahr: Die meisten klimaschädlichen Neuwagen in Deutschland werden von Firmen zugelassen. Kein Wunder: Für größere und durstigere Verbrenner-Pkw gibt es höhere Steuervorteile. In der oberen Mittelklasse sogar mehr als 8000 Euro.
Schwertfisch verletzt italienische Surferin tödlich: Giulia Manfrini surfte vor der Insel Pulau Masokut, als ein Schwertfisch aus dem Wasser sprang und in ihre Brust stieß. Die 36-Jährige hat die Attacke nicht überlebt.
Mein Lieblingsinterview heute:

Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, 83, ist so präsent in deutschen Medien, dass man ihn eigentlich doof finden will. Immerhin hat er etwa 50 Bücher geschrieben. Mein Kollege hat ihn trotzdem noch mal zum Gespräch in seiner Münchner Altbauwohnung getroffen. Und Schmidbauers Antworten zeigen, weshalb er so erfolgreich ist: Er ist pointiert, verständlich und trotzdem (nach Ansicht dieser Laiin) differenziert. In einer Zeit, in der Eltern eigentlich an allem schuld zu sein scheinen, widerspricht er zum Beispiel: »Die Dämonisierung von Eltern ist geradezu ein Massensport geworden.« Wenn man Kindheit und Jugend körperlich gesund überstanden habe, sei das schon mal nicht schlecht.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: »Die Dämonisierung von Eltern ist ein Massensport«
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Der Krieg tritt in die nächste Phase: Drei Wochen nach dem israelischen Einmarsch kündigt die Hisbollah eine neue Stufe des Kampfes an. Gleichzeitig attackiert Israel immer mehr Gebiete im Land. Die Wut der Libanesen wächst: auf Israel – aber auch auf Iran.
»Ich soll warten, bis alle tot sind?« Es ist eine der umstrittensten Entscheidungen in der Geschichte des Internationalen Strafgerichtshofs: Im Mai beantragte Chefankläger Karim Khan Haftbefehl gegen Israels Premier Netanyahu. Hier verteidigt er seinen Schritt und warnt vor dem Zerfall der internationalen Ordnung.
Was Deutschland bei Wärmepumpen noch falsch macht: Sie könnten die Lösung sein, um Deutschland klimafreundlicher zu machen – doch Wärmepumpen haben es laut einer Vergleichsstudie schwer. Das liegt auch daran, dass die Strompreise hierzulande zu hoch sind.
»Twitter hat sich unter Musk in eine Kloake verwandelt – aber das ist nur folgerichtig«: Donald Trump und Elon Musk nutzen soziale Medien, um zu hetzen und zu spalten. Der Medienwissenschaftler Joseph Vogl erklärt, wieso das Netz für Feinde der liberalen Demokratie so attraktiv ist – und was die Politik tun kann.
Was heute weniger wichtig ist

Class of 1984: Trinkt Lina immer noch zu viel? Ist Inan immer noch so eitel? Und was ist eigentlich aus Isabel geworden? Das sind so die Fragen, die man sich vor Klassentreffen stellt. Was aus Veronica Ferres, 59, wurde, dürften wohl die meisten ehemaligen Mitschüler mitbekommen haben. Die Schauspielerin will im November zum Klassentreffen nach Solingen. Dort hat sie vor 40 Jahren Abitur gemacht. Ihre Berühmtheit spiele dabei keine Rolle, glaubt Ferres: »Da bin ich nicht der Star, sondern es sind einfach die Klassenkameraden von damals.«
Mini-Hohlspiegel

Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.
Cartoon des Tages

Und heute Abend?

Nach meiner Erfahrung sind die wenigsten Menschen Montagabend verabredet. Die Woche hat gerade erst angefangen, das Wochenende war vielleicht anstrengender als erwartet – im besten Fall zu viel sozialer Stress –, und viele Restaurants haben Ruhetag.
Ich gehe deshalb montags gern zum Sport, auch wenn da die Yoga- und Fitnessstudios besonders voll sind. Heute allerdings wird das nichts, ich muss Kuchen backen, ein Geburtstag steht an. So ist das ja häufig mit den guten Vorsätzen (»Zwei- bis dreimal pro Woche Sport wäre schon schön«): Das Leben kommt dazwischen.
Wenn Sie weder Lust auf Sport noch auf Backen haben, dann besorgen Sie sich doch das Buch »Lichtungen«, mit dem Iris Wolff für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Mein Kollege Wolfgang Höbel ist von dem Roman sehr angetan.
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihre Laura Backes, Autorin